Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung
Welche Möglichkeiten gibt es und wo liegen die Grenzen?
(Autor: Nicolas Schenk, 30.09.2015)
Möglichkeiten der Digitalisierung
Durch Digitalisierung kann eine Zugänglichmachung von Kulturgütern erfolgen, die sonst in Magazinen von Museen, Bibliotheken, Archiven und privaten Sammlungen gelagert und nur bedingt zugänglich sind. Dadurch kann eine orts- und zeitunabhängige Forschung an den Kulturgütern vorgenommen werden und die physische Distanz, Reisekosten sowie Reisezeit stellen keine Hindernisse mehr dar. Die Notwendigkeit, auf Reisen mehrere Ordner mit Unterlagen mitzunehmen, fällt weg und erleichtert somit die Forschung unterwegs. Die Bearbeitung historischer Dokumente und anderer Objekte mit digitalen Verfahren bietet die Möglichkeit, bisher unbeantwortete Forschungsfragen zu beantworten, beispielsweise durch den Einsatz von Farbfiltern zur Untersuchung gelöschter Textstellen. Die Digitalisierung stellt außerdem die Grundlage für quantitative Untersuchungen dar, die mit den analogen Methoden erheblich aufwendiger sind. Unhandliche Materialien wie große Karten oder umfangreiche Bände können besser erschlossen werden und es ist möglich, wertvolle oder fragile Objekte zu betrachten, ohne das Original der Gefahr der Beschädigung oder gar der Zerstörung auszusetzen. Gemäß dem Schlagwort »Was nicht im Netz ist, existiert nicht« verbessert sich die Suchmöglichkeit nach Kulturgütern durch die Überführung dieser ins digitale Medium. Durch das Bereitstellen der Güter im Internet ist es außerdem möglich, das Objekt mit ähnlichen oder relevanten Materialien mit Links zu vernetzen.
Grenzen der Digitalisierung
Welche Probleme existieren mit Blick auf die Digitalisierung? Digitalisierungsverfahren und die damit verbundene Nachbereitung und Langzeitarchivierung sind kostenintensiv (Terras 2012: 50). Die Frage nach den Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten muss also bei jedem Digitalisierungsverfahren gestellt werden. Neben dem Problem der Kostenfrage besteht weitläufig die Meinung, dass Digitalisate die Originale nicht ersetzen können. Man verspürt eventuell den Verlust des Haptischen und vermisst, dass man beim ›Stöbern‹ in Bibliotheken und Archiven nicht mehr zufällig auf Interessantes stößt und sich damit Informationen und Wissen aneignet. Schwierigkeiten können auch bei der Migration von Formaten und Datenträgern entstehen, wenn es beispielsweise noch keine Übereinstimmung bei der Wahl des optimalen Dateiformats gibt (siehe auch Station 1: Digitalisierung von Videodaten). Nicht direkt als Grenze der Digitalisierung, aber jedenfalls als Herausforderung besteht die Qualitätssicherung. Digitalisate müssen normalerweise nachbereitet und korrigiert werden. Das Deutsche Textarchiv (DTA) betreibt beispielsweise eine Form der Qualitätssicherung, die zum Teil auf die Beteiligung von interessierten Nutzern aufbaut. Hier kann sich jeder registrieren und dazu beitragen, die Digitalisate von Fehlern zu befreien, indem man zum Korrekturleser wird.
Terras, Melissa: Digitization and digital resources in the humanities, in: Digital Humanities in Practice, hrsg. von Warwick, Claire; Terras, Melissa; Nyhan, Julianne, London 2012, S. 47-70.
Weiterführende Informationen
Embach, Michael, Die Schatzkammer im Blicklicht, in: hypotheses, vom 3. August 2015, online: http://scriptorium.hypotheses.org/494 [18.08.2015].
Forschungs- und Dokumentationszentrum für Kriegsverbrecherprozesse, Umfang der Bestände, online: https://www.uni-marburg.de/icwc/zentrum/bestaende [18.08.2015].
Schulz, Kathryn, What Is Distant Reading?, in: The New York Times, vom 24. Juni 2011, online: http://www.nytimes.com/2011/06/26/books/review/the-mechanic-muse-what-is-distant-reading.html?_r=0 [17.08.2015].
Universitätsbibliothek Ernst Moritz Arndt Universität Greifswald, Rettung und Verbreitung des kulturellen Erbes Pommerns - ein deutsch-polnisches Projekt, online: http://www.uni-greifswald.de/index.php?id=30621 [18.08.2015].